Wie Stress Entzündungen befeuert.

 
 

Neben genetischen Faktoren spielen auch Umweltfaktoren bei der Entstehung von verschiedenen entzündlichen Krankheiten eine Rolle. Dabei wird der psychische Stress immer wieder in den Fokus gerückt und untersucht, da man von einer entscheidenden Funktion der Psyche (und somit auch psychischen Belastung) ausgeht.

Aber wie kann Stress, dieses stark subjektive und vom Menschen abhängige Phänomen, mit der Entwicklung einer entzündlichen Krankheit in so enger Verbindung stehen? Und welche Art von Stress ist genau gemeint? Immerhin fühlen wir uns unter Zeitdruck auf eine andere Weise gestresst als bei Konflikten mit Freunden oder dem Partner; und bei Leistungsdruck ist es – dem Gefühl nach – wieder eine andere Art von Stress. Letztlich bleibt auch die Frage, ob jede Art von Stress negative Folgen hat oder ob es auch „guten” Stress geben kann.

Physiologisch betrachtet ist Stress eine biochemische Reaktion unseres Körpers auf außergewöhnliche Situationen. Das autonome Nervensystem und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HHN-) Achse spielen bei der Entstehung von Stress eine wichtige Rolle. Die Aktivierung des autonomen Nervensystems führt neben der Ausschüttung von Adrenalin auch zu einer Aktivität verschiedener Organe.

Im Rahmen von antientzündlichen Krankheiten ist vor allem chronischer Stress von Bedeutung, der entstehen kann, wenn akuter Stress nicht hinreichend überwunden wird. Die Dauer zwischen akutem und chronischem Stress ist bei jeder Person unterschiedlich und hängt mit der Persönlichkeit sowie mit Strategien der Stressbewältigung zusammen. Wenn es zu chronischem Stress kommt, können sich im schlimmsten Fall Anzeichen von gesundheitlicher Schädigung zeigen.

In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass eine Relation zwischen Stressereignissen und dem Ausbruch einer entzündlichen Krankheit besteht. Allerdings konnte in anderen Studien dieser Zusammenhang nicht erkannt werden. Eine Studie aus Schweden dagegen konnte eine Assoziation zwischen chronischem und moderatem Arbeitsstress und dem Beginn einer entzündlichen Erkrankung feststellen.

Eindeutiger war das Ergebnis von Studien, die die Auswirkung von Stress auf die Entwicklung von Patienten untersuchten, die bereits diagnostiziert waren. Hier konnte ein klarer Zusammenhang zwischen chronisch leichtem und moderaten Stress (z.B. Familienstress und Arbeitsstress) und der Steigerung der Krankheitsaktivität festgestellt werden. Außerdem wurde bei der Mehrzahl der Studien gezeigt, dass bereits Minor-Stress (also kleinere Ärgernisse aus dem Alltag) zu einer Verstärkung der Symptome und der Entzündungsaktivität führen und Schübe der Erkrankung auslösen kann. Jüngste Studien konnten außerdem verdeutlichen, dass andere Faktoren wie Schmerzen, Fatigue und Depressivität die Stressempfindlichkeit beeinflussen können.

Um den Einfluss von Stress auf entzündliche Erkrankungen, deren Ausbruch und eine Verstärkung der Symptome besser einschätzen zu können, sind weitere Studien und intensivere Forschung nötig. Man kann jedoch bereits heute davon ausgehen, dass verschiedene Arten von Stress eine Wirkung darauf haben, wie sich entzündliche Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen entwickeln können. Zu rein medizinischen, medikamentösen und physiologischen Therapiemethoden könnte man also psychologische Behandlungen und besonders eine psychologische Hilfestellung zur Problemlösung in die Therapie implementieren.

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Quellen:

Malysheva, O./Pierer, M./Wagner, U./Baerwald, C.G.O. (2010): Stress und Rheuma. Stress and rheumatoid arthritis. In: Zeitschrift für Rheumatologie. Springer Verlag.

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Leitfaden für einen entzündungshemmenden Lebensstil.

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