Ist Rheuma vererbbar?
Rheuma ist ein Begriff, der über 100 verschiedene Erkrankungen umfasst, darunter rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis oder Lupus erythematodes. Wenn Du selbst oder jemand in Deiner Familie an Rheuma leidet, fragst Du Dich vielleicht, ob die Erkrankung vererbbar ist. Können Deine Kinder oder Enkel ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an Rheuma zu erkranken?
Die kurze Antwort: Rheuma ist nicht direkt vererbbar, aber es gibt genetische Faktoren, die das Risiko erhöhen können.
Was bedeutet „vererbbar“ bei Rheuma?
Bei klassischen Erbkrankheiten wie Mukoviszidose oder Huntington handelt es sich um genetische Veränderungen, die direkt von Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Rheuma funktioniert anders. Es gibt keine einzelne "Rheuma-Gen-Mutation", die direkt vererbt wird. Stattdessen spielen Gene eine Rolle in Kombination mit Umweltfaktoren.
Genetische Prädisposition bedeutet, dass bestimmte Gene Dich anfälliger für Rheuma machen können, aber sie allein verursachen die Krankheit nicht. Umweltfaktoren wie Rauchen, Infektionen oder Stress können das Risiko zusätzlich beeinflussen.
Welche genetischen Faktoren spielen eine Rolle?
Die Forschung hat gezeigt, dass bestimmte Gene mit einem höheren Risiko für rheumatoide Erkrankungen verbunden sind. Beispiele sind:
HLA-Genvarianten (Human Leukocyte Antigen): Diese beeinflussen, wie Dein Immunsystem auf bestimmte Reize reagiert. Varianten wie HLA-DR4 oder HLA-DR1 sind häufiger bei Menschen mit rheumatoider Arthritis.
PTPN22: Dieses Gen wird mit einer Fehlfunktion des Immunsystems in Verbindung gebracht und ist ebenfalls ein Risikofaktor für Autoimmunerkrankungen.
STAT4 und andere Immunregulationsgene: Diese beeinflussen die Entzündungsreaktionen im Körper.
Aber: Nicht jeder, der diese Gene trägt, entwickelt Rheuma. Und viele Menschen mit Rheuma haben keine auffälligen genetischen Risikofaktoren. Es ist also immer eine Kombination aus Genetik und Umwelt.
Wie hoch ist das Risiko für meine Kinder?
Das Risiko, Rheuma zu entwickeln, ist für Kinder von Eltern mit einer rheumatischen Erkrankung etwas höher als in der Allgemeinbevölkerung. Aber es ist weit davon entfernt, sicher zu sein.
Bei rheumatoider Arthritis haben Kinder eines Betroffenen ein etwa 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko, verglichen mit Menschen ohne familiäre Vorbelastung. Das Risiko bleibt jedoch gering, da RA insgesamt selten ist.
Bei Lupus erythematodes ist das Risiko ebenfalls erhöht, aber nicht alle Kinder mit genetischer Prädisposition entwickeln die Krankheit.
Bei Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) spielt das HLA-B27-Gen eine besonders große Rolle. Wenn Du dieses Gen hast, könnten auch Deine Kinder es erben, aber nur ein kleiner Teil der Träger entwickelt tatsächlich die Erkrankung.
Welche Rolle spielen Umweltfaktoren?
Selbst wenn genetische Prädispositionen vorliegen, bedeutet das nicht, dass Rheuma unvermeidlich ist. Umweltfaktoren können eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob die Krankheit ausbricht. Dazu gehören:
Rauchen: Einer der stärksten Risikofaktoren, besonders bei rheumatoider Arthritis.
Infektionen: Einige Infektionen können das Immunsystem triggern.
Stress: Chronischer Stress kann Entzündungen fördern und eine Erkrankung auslösen.
Kann ich das Risiko für meine Kinder reduzieren?
Es gibt keine Möglichkeit, genetische Faktoren zu ändern, aber Du kannst Dein Wissen nutzen, um das Risiko zu minimieren. Hier ein paar Tipps:
1. Gesunder Lebensstil: Fördere eine Ernährung, die entzündungshemmend wirkt, und achte auf ausreichend Bewegung.
2. Rauchen vermeiden: Schon in jungen Jahren sollte darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit dem Rauchen beginnen.
3. Auf Symptome achten: Bei ersten Anzeichen von Gelenkbeschwerden, Hautausschlägen oder ungewöhnlicher Müdigkeit ist es sinnvoll, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen.
4. Stressbewältigung: Kinder können von Techniken wie Yoga, Meditation oder kreativen Hobbys profitieren.
Fazit
Rheuma ist nicht direkt vererbbar, aber genetische Faktoren können das Risiko erhöhen. Dennoch spielen Umwelt- und Lebensstilfaktoren eine ebenso große Rolle. Wenn Du oder jemand in Deiner Familie an Rheuma leidet, ist das kein Grund zur Sorge, aber es hilft, informiert zu sein. Mit einem gesunden Lebensstil und einem offenen Auge für mögliche Symptome kannst Du das Risiko für Deine Kinder reduzieren.